Texte Hardheimer Handwerk

H 1
Hardheimer Handwerk

Schon in der frühen Neuzeit spielte in Hardheim das Handwerk als Erwerbszweig neben der Landwirtschaft eine bedeutende Rolle.

Obgleich es bis ins 19. Jahrhundert hinein selten blieb, daß ein Handwerker seinen Lebensunterhalt allein durch sein Handwerk erwerben konnte, und neben seiner Werkstatt fast immer auch eine kleine Landwirtschaft betreiben mußte, ist die Palette der früh bezeugten Handwerke in Hardheim groß.

Einige dieser Berufe gibt es heute nicht mehr, andere haben sich von Grund auf gewandelt: das Museum kann eine Auswahl davon präsentieren.


 H 2
Zünfte in Hardheim: Der Brief der Leinenweber

Im Mittelalter schließen sich in den Städten die Handwerker aus unterschiedlichen Gründen zu Zünften zusammen.

Dabei ging es zum einen um die soziale Absicherung des einzelnen Handwerkers und seiner Familie, aber auch um den Ausschluß gegenseitiger Konkurrenz.

Zum anderen aber konnten die Handwerker mit den Zünften ihre Position in der Auseinandersetzung um die Macht innerhalb der Städte stärken.

Die Glanzzeit der Zünfte ging jedoch mit Ausgang des Mittelalters zu Ende – Behinderung unternehmerischer Initiative und wirtschaftlicher Entwicklung in den Städten war ebenso Konsequenz des Zunftsystems wie soziale Mißstände im Verhältnis zwischen Meistern und Gesellen.

Die Bildung von Zünften in Marktflecken und Kleinstädten wie Hardheim im 17. Jahrhundert hatte ganz andere Gründe: der absolute Machtanspruch der barocken Fürsten erstreckte sich auch auf die Regelung der wirtschaftlichen Aktivitäten der Untertanen.

Die älteste Zunft in Hardheim ist die der Leinenweber – der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn verfügt am 8. August 1670 die Bildung dieser Zunft in Hardheim.

In den folgenden drei Jahrzehnten werden die weiteren Hardheimer Zünfte gebildet: 1680 die Schneiderzunft, 1688 die Bauzunft – Schreiner, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Glaser, Nagelschmiede, Messerschmiede und Uhrmacher; 1693 die Zunft der Bäcker und Müller, 1699 die der Wagner, der Huf- und der Waffenschmiede. Deutlich später folgt dann schließlich 1725 die Zunft der Büttner und Metzger.

Exponattexte

H 2/1

Zunftbrief der Hardheimer Leinenweber; 1670
(GA Hardheim U 14)

Transkription der Seite 1:
Wir Johann Philips von Gottes gna-/ den deß heyligen Stulß zu Mainz ErzBischoff, deß / heyligen Römischen Reichs durch Germanien, Erz / Canzler und Churfürst, Bischoff zu Würzburg vnd / Wormbs, vnd Herzog zu Franckhen p. Demnach / Uns die Sambtliche Unsere Underthanen deß Leinen / weber Handtwerckhs, in Unseren Ämbtern Hart/heimb und Schwaimberg Underthenigs gebotten, Wir / wolten gnadigst geruhen, Ihnen ein gewiße Zunft-/ordnung, zu abschneidung allerhand in ihrem hand/werckh Einreißender Stümphereyen, forderichst / aber, damit ihr handwerckh Zu besserer / nahm : und beförderung, in redlichem wandel / erhalten; Vnd Sye, wie auch ihre Kinder, Gesel-/len und Jungen, an andren orthen und Zünfften / passirt und nit außgeschlossen werden mögten, / Zu ertheilen. Bekennen / offentlich mit diesem Brieff gegen Männiglich, / daß Wir ihr Vnderthenigste bitt angesehen, Vnd / 20 nachfolgende Satz: und Ordnung dergestalt ge=/geben, und Confirmirt haben; daß hirdurch die / Arbeit nit ersteigert, dem Armen als dem Reichen, / und dem reichen als dem Armen, guette gerechte Arbeith / in billigem werth, verfertiget; auch die sich umbs

Exponattexte

H 0.4

Zunfttruhe der Hardheimer Leinenweber; um 1800

Jede Hardheimer Zunft war im Besitz einer Zunfttruhe; sie war in der Regel mit einem doppelten Schloß versehen und diente zur Aufbewahrung wichtiger Dokumente und Wertsachen.


 H 3
Vom Flachs zum Linnen

Zu den ältesten Kulturtechniken gehört die Herstellung von Kleidern und Stoffen aus pflanzlichen Fasern.

In Mitteleuropa wurde dazu meist Flachs, seltener auch Hanf benutzt. Dabei gehörte die Aufbereitung des pflanzlichen Rohstoffs in den bäuerlichen Bereich, während die Verarbeitung des fertigen Fadens zu Stoff – das Weben – schon früh als Handwerk ausgeübt wurde.

Die Verarbeitung der getrockneten Flachs- oder Hanfpflanzen erfolgte in fünf Schritten.
Zuerst wurden Samenkapseln und Blätter mit der Riffel – oder Reffe – abgekämmt, so daß nur noch die Stengel der Pflanze übrig blieben.
Danach wurde der Flachs gedarrt bzw. geröstet, damit sich die holzigen Teile beim Brechen mit der Flachsbreche von den Fasern lösen.
Auf dem Schwingstock werden die Fasern weiter verfeinert – es entsteht der Schwingflachs.
Der letzte Arbeitsschritt vor dem Spinnen war das Hecheln – der Schwingflachs wird noch weiter aufgefasert.

Auf dem Spinnrad werden die Flachsfasern zum Faden zusammengedreht – gesponnen; vor dem Weben muß der Faden noch auf Kett- und Schußspulen gebracht werden, wobei die Haspel zum Umspulen des Fadens benutzt wird.

Exponattexte

H 2.1
Hechelstuhl
Die Hechel diente zum Auffasern des gebrochenen Flachs.

H 2.2
Flachsbreche
Nach dem Trocknen oder Darren wurden die Flachspflanzen mit Hilfe der Flachsbreche gebrochen.

H 2.3
Spinnrad
Mit dem Spinnrad wurden die feinen Flachsfasern zu Fäden versponnen.

H 2.4
Haspel
Mehrfach mußten Fasern und Faden während des Herstellungsprozesses von Kleidung mit einer Haspel umgespult werden.

H 2.6
Schwingstock
Auf dem Schwingstock wurden mit dem Schwingmesser die Holzteile des auf der Breche bearbeiteten Flachses herausgeschlagen.

H 2.8
Stoff; Hanf
Neben Flachs lieferten auch Hanfpflanzen Fasern zur Stoffherstellung.

H 1.1
Webstuhl; 18. Jahrhundert
Der etwa 200 Jahre alte Webstuhl stand bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg im Haus der Hardheimer Weberfamilie Philipp und wurde zum Weben im Auftrag der flachsanbauenden Bauern benutzt.
Augenzeugen können sich noch heute an den Webstuhl mitten in der Stube des sehr kleinen Hauses erinnern – der Webstuhl füllte fast den ganzen Raum aus, das Leben der Familie spielte sich um ihn herum ab.

Flachsverarbeitung


H 12

Der Seiler

Für die Seefahrt waren Schnüre, Seile und Taue von größter Bedeutung – und die berühmte Hamburger Reeperbahn hat ihren Namen von der Seilerbahn, auf der der Seiler seine Produkte fertigt.

Aber auch in der Landwirtschaft wurden Seile für viele Zwecke dringend benötigt. So zogen die Seiler noch bis in die fünfziger Jahre hinein von Hof zu Hof, um ihre Dienste anzubieten.

Hergestellt wurden Seile meist aus Hanf, der in ähnlicher Weise verarbeitet wurde wie der Flachs für das Leinen.

Die Hanffasern wurden mit dem Seilerrad zuerst zu einem Faden versponnen, mehrere Fäden dann zu einer Litze zusammengedreht, mehrere Litzen zu einem Seil.


 H 15
Der Schönfärber

Ein Teil der neugewebten Leinenstoffe wurde vom Schön- oder Blaufärber gefärbt.

Im Gegensatz zu den Schwarzfärbern, die nur einfach eingefärbte Stoffe lieferten, bedruckten die Schönfärber die Textilien mit teilweise kunstvollen Mustern und Ornamenten.

Sie wurden häufig auch Blaufärber genannt nach der am häufigsten benutzten Farbe, dem Blau des Indigo, wie es heute noch für Blue Jeans verwandt wird.

Gedruckt wurde in einem sogenannten Reservedruck-Verfahren: auf die Ornamente der Model wurde der „Papp“ aufgetragen und mit dem Model auf den Stoff gedruckt. Dann wurde der ganze Stoff gleichmäßig eingefärbt, wobei die Stellen mit dem Papp weiß blieben.

Zuletzt wurde der Papp aus dem Stoff herausgewaschen. Die für den Blaudruck typischen feinen Muster auf blauem Grund waren entstanden.

Exponattexte

H 15.1
Färbermodel
Die Muster der Färbermodel sind teilweise in Holz geschnitzt, teilweise aus Drahtstiften zusammengesetzt. Manche Model ergänzen sich gegenseitig und können zu größeren Mustern zusammengesetzt werden.
H 15/3

Eine neu herfürgegebene Farb-Belustigung von allerlei Farben auf Leinen und Wollin zu färben

Aschgrau zu färben: nimm auf 1 Pf. Wollen 1 L. Allaun, 1 L. Wst., 1 L. Galläpfel, stoß alles klein, laß es bis an das Aufsieden kommen, nimm alsdann den Schaum hinweg und tue die Wolle hinein, laß 1½ St. kochen, alsdann abgekühlt und ausgespült. Willst du es blaulicht haben, so siede ein halb L. Blauholz ab, rühre die Wolle wohl um und gib Achtung, daß sie nicht zu blau werde, soll sie aber blauer sein, läßt man sie mehr kochen und meisterts mit Kammer-Lauge. Wer sie rötlich haben will, nimmt anstatt blauem, Rot-Holz und 1 L. Pottasche oder auch ½ Pf. abgesottene Röte oder Fernebock.
Ascher-Farb auf 22 Pf. Wolle oder Leinen
Seud 8 L. Präsilienholz wohl ab in einem scharfen Essig, weiche darein 1½ Pf. gestoßenen Gallus und 2 Pf. Kupferwasser, laß also 3 Tage stehen, willst du färben, fülle den Kß. mit reinem Wasser, gieße die Farbe hinein, rühre alles wohl durcheinander und haspele das Tuch oder Leinen hindurch, bis es die Farbe weg hat, kannst auch was Arsenikum dazu tun, so ist sie beständig.

Blau-Leinen aus Indigo zu färben
Zu 6 Schäfflein mit Wasser nimm 4 H. Grisch, 2 H. Seegrab, 3 H. ungelöschten knolligen Kalk, laß erstlich das Wasser sieden, alsdann tue die särffe hinein, als Weinheff 2 Pf, oder Pta 2 Pf. oder Weydaschen 2 Pf., welches unter diesen Dreien du willst, aber die Pta mußt du stoßen, laß eine halbe Stunde allgemach sieden, darnach tue die Grisch, Seegrab und den Kalk miteinander darein, laß wieder sieden eine Viertel St. lang, und wann er gesotten ist, stelle ihn mit einem Kübel voll Wasser zu, umgerührt, und tue das Feuer weg, laß eine halbe St. stehen, bis es gefallen, darnach seihe es ab, bis auf das Trübe, das schütte weg und also hast du den Wst. wie es genannt wird.
Den Indig abzustoßen: Nimm zu 6 Schäfflein voll Wasser oder Wst. 1 Pf. Indig, weich ihn in den Wst. in den Reibkß., reib und stoß ihn auf, laß ihn fallen, eine halb viertel St. darnach klopfe mit einem Stecken an den Reibkß. und seie es ab bis auf das Dicke. Nimm wieder einen halben Kübel voll Wst. reibe es auf wie zuerst und abgezogen bis auf das Dicke und sofort an weilen du Indig in den Kß. hast und also mußt du die Farb 12 Stund stehen lassen, ehe du daraus färben kannst, und wenn du gefärbt hast, laß allemal 2 St. lang ruhen.
Die Farb zu probieren: Nimm ein klein hölzern Schüsselein, tue die Blumen damit auf eine Seiten, schöpf gemach auf, siehet sie gelb, so ist sie gut, ist sie grasgrün, so ist sie zu scharf, schütte einen Kübel voll Glattwasser drein, das nit sauer ist, siehet die Farb mehr grün, so ist sie zu leis, so nimm einen Kübel voll Wst. und laß eine St. wieder stehen, ehe du färbst, so tue die Blumen in der hölzern Schüssel derab, hebs auf und schütts wieder dran, wenn du die Farb aufgerührt hast und gefärbt, wann du nun die Farb also zugericht hast und sie ihre Zeit gestanden und geruhet hat, so fahre fein schleunig fort, die Farb darf nit sieden in den Kß. nur gewärmt, daß man eine Hand darin erleiden kann, ist die Farb ausgefärbt, machs wieder mit Wst. zu, wie zuerst, laß 12 Stund ruhen, ehe du wieder färbst.
Aus den Indig blau Wollin zu färben: Nimm frischen Mannsharn und auf 1 Pf. Garn 3 L. Indig, laß den übernacht im Harn erweichen, zerreib ihn auf das kleinste, gieß Harn darin, rühr es um und laß fallen, schütte oder seihe es in einen glasierten Hafen, tue ein wenig Spiesglas gestoßen darunter, laß 24 St. stehen an einem warmen Ort, wenn du färben willst, laß das Garn in Allaun-Wasser sieden ½ St., laß das Garn abrinnen, darnach lege es also naß in den Hafen und kehre es zum öfteren um, daß es nit flecket werde, laß es darinnen liegen, bis es blau genug ist, wenn das Garn nicht recht blau, so tue mehr Indig dazu.
Blau aus Indig auf eine andre Weis: Mach eine scharfe Laugen und nimm für 1 Kreuzer Sallniter, tus in die Laugen, und laß die Laugen lauter werden, tu Indig hinein, laß 6 St. stehen, darnach lege die Woll darein, laß 4 St. stehen, so wird sie schön blau.
Blaue Farb in anderer Manier: Nimm 1 Pf. Indig, 4 L. Stein-All., 2 L. rauch Honig, laß in einer starken Laugen von Eichenholzaschen sieden, bis der 3. Teil eingesotten ist, darnach färbe daraus, es wird schön blau.
(Karl Schreck: Lauda. Schicksale einer ehemaligen fränkischen Oberamtsstadt. Lauda 1973; Abkürzungen: Pf = Pfund, L = Lot, q = Quintlein, H = Handvoll, St = Stund, Kß = Kessel, All = Allaun, Pta = Pottasche, Wst = Weinstein)


H 16

Der Büttner

„Wir, Christoph Franz, von Gottes Gnaden des Heiligen Römischen Reichs Fürst, Bischof zu Würzburg und Herzog zu Franken.
Demnach Uns die sambtliche unserer unterthanen des Büttner und Metzger=Handwercks unseres Ambts Hardtheimb unterthst. gebetten haben, Wir wollten gnädigst. geruhen ihnen eine gewisse Zunftordnung (…) zu erteilen“ – mit solch zeitüblich umständlichen Worten beginnt der jüngste der Hardheimer Zunftbriefe, der Brief der Metzger und Büttner vom 19. Juli 1725.

Die Gründe, weshalb sich so weit von einander entfernte Berufe wie Metzger und Büttner in einer Zunft zusammenschlossen, sind unbekannt – als Vorläufer dieser Zunft wird 1720 „die Hardheimer Metzger-Zunft, der sich zu Stadt Lauda eingelassen“, erwähnt.

Bis heute haben beide Handwerke unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen – während das Handwerk des Metzgers auch durch die Konkurrenz der Fleischfabriken kaum gelitten hat, wurde das Handwerk des Büttners – oder Küfers – durch die Verwendung von Kunststoff bei der Herstellung von Fässern, Butten und Zubern zurückgedrängt.


H 18

Der Schuhmacher

Der Beruf des Schuhmachers kann als Musterbeispiel für die veränderte Rolle des Handwerks gelten: vom (Schuhe) Herstellen zum (Schuhe) Reparieren.

Als Meisterstück mußte nach der Zunftordnung der Hardheimer Schuhmacher und Rotgerber aus dem Jahr 1685 ein Geselle ein Paar Manns- und ein Paar Weiberschuh sowie ein Paar Weiberpantoffeln anfertigen.

Qualität und Beschaffenheit der Schuhe waren genau vorgeschrieben, und in der Regel hielt ein Paar Schuhe viele Jahre.

Heute werden Schuhe nur noch in Ausnahmefällen – wie bei orthopädischen Schuhen – in der Schuhmacherwerkstatt angefertigt; die selten gewordenen Schuhmacher beschränken sich meist auf Reparaturarbeiten.

H 19.1

Werkstatt

Die hier gezeigten Geräte und Einrichtungsgegenstände stammen aus verschiedenen Schusterwerkstätten aus Hardheim und den Ortsteilen; sie stellen in etwa das Inventar einer Schuhmacherwerkstatt bis in die Nachkriegszeit hinein dar.

Anhand der Geräte läßt sich die Schuhherstellung nachvollziehen – von der Zubereitung des Leders mit der Lederwalze über das Nähen des Oberleders mit der Nähmaschine hin zum Besohlen mit Hilfe von Holznägeln aus der Holznagelmaschine. Das vielfältige Kleinwerkzeug wie Schuhmacherahle, Glätteisen und Nagelort fand auf dem Tisch seinen Platz.


H 21

Der Töpfer

Das Handwerk des Töpfers – oder Hafners – ist eines der ältesten Handwerke in der Geschichte und hat sich bis in die heutige Zeit hinein eine gewisse Bedeutung bewahren können.

Allerdings sind einige Jahrzehnte vergangen, seit der letzte Hardheimer Hafner, Karl Mayer, im Jahr 1949 seine Werkstatt aufgab.

Schon sein Vater war Hafner in Hardheim gewesen; ihre Werkstatt befand sich in einem Haus in der Riedstraße, das schon im 19. Jahrhundert eine Töpferei beherbergt hatte.

Die Produktion von Karl Mayer zeigt die Spannbreite des ländlichen Bedarfs an Keramikgegenständen, den ein Hafner zu befriedigen hatte: über Schüsseln und Töpfe, Kuchenformen und Becher geht die Palette bis hin zu Blumenkästen, Vasen und Weihwasserbehältern.

Ein Jahr vor seinem Tod setzte sich Karl Mayer im Alter von 76 Jahren noch einmal an die Drehscheibe – anläßlich der Hardheimer Heimatwoche im Jahr 1955.

Exponattexte

H 20.1

Die Vielfalt noch erhaltener Gegenstände aus Keramik belegt die Bedeutung, die das Töpferhandwerk früher hatte: nicht nur Schüsseln, Teller, Töpfe, Becher, Krüge, Flaschen, Tassen wurden aus Ton gefertigt; auch Pfeifen, Lampen, Backformen, Kerzenkühler und der gezeigte Dokumentenkasten stammen aus der Werkstatt des Töpfers.

H 20.2

Der letzte Hardheimer Hafner Karl Mayer produzierte sämtliche Arten von Gegenständen aus Ton, noch auf traditionelle Art auf der Töpferscheibe.
Sein Sohn versuchte nach dem Krieg, die Produktion von Töpferwaren auf industrieller Basis fortzuführen – die Gegenstände wie der hier gezeigte Milchtopf wurden nun gegossen statt gedreht.


H 23

Wagner, Sattler, Schmied

Im Jahr 1699 wurden in Hardheim einige Handwerksberufe zu einer Zunft zusammengefaßt, die als Beispiel früh entwickelter Arbeitsteilung gelten können: Wagner, Huf- und Wagenschmiede produzierten die in der Landwirtschaft benötigten Transportmittel.

Zu dieser Zunft zählten auch Waffenschmiede und Nagelschmiede, während die ebenfalls an der Herstellung von Wagen und Geschirr beteiligten Sattler zur Zunft der Schuhmacher und Rotgerber gehörten.

Die Mechanisierung der Landwirtschaft brachte allen diesen Berufen das Ende: es bedurfte keiner Wagenräder aus Holz vom Wagner mehr, keiner Hufeisen und Wagenbeschläge vom Schmied und keiner Sättel und Kummete mehr vom Sattler.

Exponattexte

H 23.6

Am Beispiel eines Leiterwagens zeigt sich die Arbeitsteilung im ländlichen Handwerk: Der Sattler fertigt die Lederteile (braun), der Schmied Ketten, Beschläge und Radreifen aus Eisen (blau), der Seiler die überall unentbehrlichen Stricke und Seile (orange) und der Wagner schließlich alle Wagenteile aus Holz (weiß).


H 26

Die Bauzunft

Beim Bau eines Hauses mußten (und müssen) Handwerker verschiedener Berufe zusammenwirken: „die Meistere der Maurer, Steinhauer, Zimmer= und Schreiner Handwerckher“ werden im Zunftbrief für die Hardheimer Bauzunft von 1688 genannt. Aber auch Glaser und Nagelschmiede gehören später zu dieser Zunft.

Die Zunft schützte die einzelnen Handwerker vor dem Wettbewerb untereinander und mit Handwerkern von außerhalb: kein Meister durfte einen Bauherrn um Arbeit angehen, und „die Stöhrer und Stümper aber, so nicht zünftig gelehrnet oder nirgends sich zünftig und haussessig nidergelassen, hin und wider herum vagiren, stöhren und die Handtwerckher verstumblen, sollen keineswegs geduldet, sondern gäntzlich ab und ausgeschafft werden.“

Bis heute wurden die einzelnen Berufe in ihrer Entwicklung in unterschiedlicher Weise von der Industrialisierung betroffen – längst gibt es keine Nagelschmiede mehr. Steinhauer (Steinmetze) sind heute Spezialisten, während es in Hardheim durch die industrielle Ausbeutung der Hardheimer Steinbrüche seit etwa 1900 bis in die Nachkriegszeit hinein viele Steinhauer gegeben hat; die Steine wurden direkt im Steinbruch nach Maß gearbeitet.

Die übrigen Berufe sind auch heute noch – unter Verwendung entsprechender neuer Werkstoffe und Geräte – beim Hausbau vertreten.

Exponattexte

H 26 A.1
Gesellenbrief des Schreiners Joseph Anton Popp; 27. 4. 1795
Der Hardheimer Schreiner Joseph Anton Popp hat in Hardheim eine Anzahl von Haustüren geschaffen, von denen eine auch hier ausgestellt ist; der Text seines Gesellenbriefs lautet: „Wir Geschworne Vor= und andere Meister des ehrsamen Handwerks der Schreiner in der hochfürstlichen Residenzstadt Wirzburg in Franken bekennen hiemit, daß gegenwärtiger Gesell, Namens Joseph Anton Popp, gebürtig von Hartheim, seines Alters 22 Jahr, von Statur groß, von Harren braun, bey uns allhier — Jahr 16 Wochen in Arbeit gestanden, und sich solcher Zeit über treu, fleißig, still, friedsam und ehrlich, wie einem jeglichen Handwerksgesellen gebühret, verhalten habe: welches wir also attestiren, und deshalb unser sämtliche Mitmeister diesen Gesellen nach Handwerksgebrauch überall zu fördern, geziemend ersuchen wollen. Geschehen Würzburg 27ten Aprill 1795.“

H 28.1
Haustür
Diese Tür stammt wohl aus der Werkstatt des Hardheimer Schreiners Joseph Anton Popp, der Ende des 18. Jahrhunderts einige Haustüren geschaffen hat, von denen wenige bis heute an Hardheimer Häusern zu bewundern sind.

H 28.2
Zeichnungen von Hermann Dörr (1889-1914); um 1910
Der aus Hardheim stammende Gewerbeschullehrer Hermann Dörr veröffentlichte im Jahr 1911 einen Artikel über kunsthandwerklich gestaltete Haustüren in seinem Heimatort; als Vorlage für den Druck fertigte er die hier gezeigten Tuschezeichnungen an.
Hermann Dörr führt alle Türen auf einen Meister zurück und datiert sie in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Bauzunft


H 30

Zünfte und Gewerbefreiheit

Der Ausschluß des wirtschaftlichen Wettbewerbs innerhalb der Zünfte und die Einschränkung gewerblicher Aktivitäten durch den Zunftzwang machte die Gewerbefreiheit zu einer der wichtigsten Forderungen des aufstrebenden Bürgertums im 19. Jahrhundert.

Aber erst 1862 wurde im Großherzogtum Baden die Gewerbefreiheit verkündet; gleichzeitig wurden die Zünfte aufgelöst.

Für die zünftig organisierten Handwerker entstand dadurch eine schwierige Lage: durch die Entwicklung der Industrie waren sie einerseits industrieller Konkurrenz ausgesetzt, andererseits wuchs auch innerhalb des Handwerks der Wettbewerb. Zudem waren durch die Auflösung der Zünfte die soziale Absicherung durch die Zunft, aber auch die Regelung der Ausbildung und der Anforderungen an den einzelnen Handwerker und seine Produkte verloren gegangen.

Aus diesen Gründen schlossen sich die Gewerbetreibenden zu Vereinen zusammen – in Hardheim schon im Februar 1863. Ziele des Hardheimer Gewerbevereins waren die Regelung der Lehrlingsausbildung, die Einrichtung einer Gewerbeschule und die Einführung von Lehrlings- und Gesellenprüfungen.

Die weitere Entwicklung führte letztlich wiederum zu ständischen Organisationen – den Handwerkerinnungen -, und auch von staatlicher Seite aus gibt es einschränkende Regelungen, um die negativen Folgen eines ungehemmten Wettbewerbs einzuschränken.


H 31

Von der Produktion zur Reproduktion

Mit der industriellen Revolution veränderten sich auch Struktur und Tätigkeitsbereich vieler Handwerksberufe: durch die Ausweitung der industriellen Produktion wurden viele Handwerke überflüssig, andere mußten sich auf den Bereich der Reproduktion beschränken oder auf bestimmte Bereiche spezialisieren; daneben entstanden neue Tätigkeitsfelder und neue Berufe.

So sind Berufe wie der des Wagners oder des Nagelschmieds verschwunden – sie konnten der industriellen Konkurrenz nicht standhalten.

Dagegen konnte sich ein Beruf wie der des Schuhmachers – wenngleich in weit geringerem Maße – einerseits durch die Beschränkung auf Reparaturen, andererseits durch Spezialisierung auf Sonderanfertigungen bis heute erhalten.

Schließlich sind durch die Entwicklung der Technik auch ganz neue Handwerksberufe entstanden – vom Automechaniker bis hin zu Zentralheizungsbauer.


H 32

Industrie in Hardheim

Im Vergleich mit den industriellen Zentren setzte in Hardheim erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahrzehnten und aus handwerklichen Wurzeln heraus eine bescheidene Industrialisierung ein.

Schon Anfang des 19. Jahrhunderts war die Region durch die politische Entwicklung ins Abseits geraten („badisch Sibirien“) und bis 1911 ohne Anschluß an das seit Mitte des 19. Jahrhunderts wachsende Eisenbahnnetz geblieben.

So waren bis in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg hinein erst eine Handvoll industriell produzierender Betriebe in Hardheim entstanden – die Steinbruchbetriebe, die Hardheimer Ziegelei, der Mühlenbaubetrieb Adolf & Julius Eirich und vor allem die Maschinenfabrik Gustav Eirich, deren Elektrizitätswerk zudem seit 1907 die Bürger Hardheims mit elektrischem Strom versorgte.

Den vielfachen Wandel seit dieser Zeit haben nur zwei der genannten Betriebe überstanden. Aus dem Mühlenbaubetrieb Adolf & Julius Eirich wurde die Firma Adolf & Albrecht Eirich, Siloeinrichtungen, und nach wie vor der bedeutendste Hardheimer Betrieb ist die Maschinenfabrik Gustav Eirich – in ihrer Branche von internationaler Bedeutung.


H 32/1

Entwicklung der Adolf & Albrecht Eirich KG

1850 Johann Eirich, ein Sohn des „Stammvaters“ Matthias Eirich, heiratet und baut im Hofacker eine Werkstatt.
1871 Die Geschaftsbücher weisen als Kunden vor allem Mühlen im Umkreis Hardheims aus.
1883 Adolf Eirich, zweiter Sohn des Johann Eirich, baut eine neue, wesentlich größere Werkstatt in der heutigen Würzburger Str. 43 und arbeitet mit seinem Bruder Julius zusammen. Es werden Müllereimaschinen hergestellt.
1912 Gründung der Adolf & Julius Eirich OHG; schon der Großvater der beiden Brüder – Matthias Eirich – war in Hardheim als „Mühlenarzt“ tätig gewesen, ebenso sein Sohn Johann Eirich. Der neu gegründete Betrieb produzierte im Anwesen der Firma in der heutigen Würzburger Str.43 Mühlen und Mühleneinrichtungen.
Adolf Eirich ist außerdem zwischen 1907 und 1919 Bürgermeister von Hardheim und legt den Grundstein zu den Sammlungen des Museums.
1916 Julius Eirich verunglückt bei einem Betriebsunfall tödlich.
1920 Mit dem Firmeneintritt von Albrecht Eirich, dem Sohn von Adolf Eirich, wird der Name in Adolf & Albrecht Eirich geändert.
1923 Aufbau eines holzverarbeitenden Betriebs in der Bretzinger Str.39; Entwicklung von Maschinen zur Getreidereinigung („Aspirateure“).
1934 Deutsches Reichspatent für einen von der Firma entwickelten Verteilerstutzen „System Eirich“ – der Tätigkeitsbereich der Firma verlagert sich zunehmend in den Bereich des Speicher- und Silobaus; gleichzeitig tritt die Produktion von Holzgeräten in den Hintergrund.
1938 Erwerb des heutigen Betriebsgeländes in der Bretzinger Str.16; Produktion von mechanischen Förderanlagen für Getreide und Schüttgüter.
1964 Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft.
1982 Erhebliche Vergrößerung der Produktionsfläche.

Heute liefert die Adolf & Albrecht Eirich KG mechanische Förderanlagen für Getreide und andere Güter. Ein Teil der Produktion geht in den Export.


H 32/2

Entwicklung der Maschinenfabrik Gustav Eirich

1863 Gustav Eirich – ein Sohn des Hardheimer „Mühlenarztes“ Matthias Eirich – gründet ebenfalls als Mühlenarzt ein eigenes Geschäft; die Werkstatt befindet sich in der heutigen Würzburger Straße.
1869 Bau einer Werkstatt an der Hofackerstraße mit Anschluß an die Mehl-, Öl- und Sägemühle Beuchert an der Erfa zum Antrieb der Werkzeugmaschinen; Übergang zur Produktion von Dreschmaschinen.
1873 Einrichtung einer neuen Werkstatt am Hoffenbach mit fünf Drehbänken und Ausweitung der Produktion auf Häckselmaschinen, Futterschneidmaschinen, Obst- und Rübenmühlen und andere landwirtschaftliche Maschinen.
1883 Erwerb der Mittelmühle an der Erfa und Einrichtung eines Sägewerks; Konstruktion und Produktion von Sägewerkmaschinen, Wasserrädern und Triebwerkteilen.
1900 Gustav Eirich überträgt die Geschäftsleitung auf seine Söhne Ludwig und Josef Eirich; Konstruktion und Produktion des ersten Eirich-Mischers.
1905 Einrichtung einer Stromerzeugungsanlage.
1906 Patent für den Eirich-Planetenmischer.
1907 Gründung des Elektrizitätswerkes Gebrüder Eirich.
1924 Entwicklung des Eirich-Gegenstrommischers und Ausweitung der Produktion.
1938 Bau der ersten automatisch gesteuerten Eirich-Mischanlage.
1956 Aufbau einer Vertriebsniederlassung in Kanada und USA.
1958 Einrichtung des Eirich-Projektbüros in Mannheim.
1963 100jähriges Betriebsjubiläum.
1964 Stillegung des Sägewerks und somit Beendung der eigenen Stromerzeugung.
1973 Gründung von Schwestergesellschaften in Brasilien und Japan.
1980 Einführung der Mikroelektronik in die Steuerung von Aufbereitungsanlagen. Gründung einer eigenen Gesellschaft für Prozessdatentechnik (Elotec GmbH, Wiesbaden).
1985 Entwicklung des Eirich-Vakuum-Mischers.
1987 Erweiterung der Eirich-Gruppe durch Erwerb der Draiswerke GmbH, Mannheim. – Bau eines modernen Technikums.
1988 125jähriges Betriebsjubiläum.
1990 Die Eirich-Gruppe übernimmt die Kema Keramikmaschinenbau GmbH, Görlitz.

Heute liefert die Maschinenfabrik Gustav Eirich Maschinen zum Mischen, Pelletieren, Zerkleinern und Dosieren und beschäftigt sich mit Anlagenbau mit eigenen Wiege- und Steuersystemen sowie Meß- und Regeltechnik. Die Firma ist weltweit vertreten und hat über 550 Mitarbeiter in Hardheim. Weltweit beschäftigt die Eirich-Gruppe ca. 1400 Mitarbeiter..


H 34

Der Drucker

Seit Johannes Gutenberg in Mainz um 1455 erstmals ein Buch mit gegossenen und beweglichen Lettern druckte, wurden Bücher für fast fünf Jahrhunderte mit demselben Verfahren gedruckt: aus Blei gegossene Lettern werden zu Worten, Zeilen und Seiten zusammengesetzt und im Hochdruck gedruckt – nur die erhabenen Teile drucken.

Ebenfalls als Hochdruckverfahren wurde im künstlerischen Bereich der Holzschnitt eingesetzt; dagegen folgen Kupferstich und Radierung einem völlig anderen Prinzip – beim Tiefdruck drucken die tieferliegenden Teile, nachdem die Druckfarbe mit der Rakel von der Oberfläche abgestreift wurde.

Mit Beginn der industriellen Revolution wurde auch der Buchdruck durch die Erfindung von Schnellpresse und Setzmaschine mechanisiert. Erst vor einigen Jahren ist eine zweite Revolution im Druckgewerbe in Gang gekommen: der Bleisatz wurde durch den Fotosatz ersetzt, der Hochdruck durch den Offsetdruck. Dieses Flachdruckverfahren macht sich die Tatsache zunutze, daß sich Fett und Wasser abstoßen: bei Verwendung einer fetthaltigen Druckfarbe stoßen wasseraufnehmende Teile der Druckplatte die Farbe ab.

Heute wird häufig schon das Manuskript mit Hilfe des Computers geschrieben und überarbeitet, vom Satzcomputer auf Film belichtet, fotografisch auf Druckplatten übertragen und im Offsetdruck gedruckt.

Der Text dieser Tafel schließlich wurde im Siebdruckverfahren gedruckt: der belichtete (Satz-)Film wird fotografisch auf ein lichtempfindlich beschichtetes feines Sieb übertragen, unbelichtete Stellen lassen sich auswaschen und werden durchlässig für die Druckfarbe, die durch das Sieb hindurch gestrichen wird.

Exponattexte

H 35

Die vier wichtigsten Druckverfahren werden hier demonstriert: Der Hochdruck durch einen Schließrahmen mit Satzform, der Tiefdruck durch einen Kupferstich, der Flachdruck durch einen Stein und eine Offsetdruckplatte, und schließlich der Siebdruck durch ein Sieb.

Druckwerkstatt


H 40

Der Ziegler

Schon im Jahr 1680 ist in Hardheim erstmals das Handwerk des Zieglers erwähnt – die Ziegelei befand sich in einem Seitenweg zur Wertheimer Straße.

Von der Zugehörigkeit dieses Handwerks zu einer Zunft ist allerdings nichts bekannt.

Einen wichtigen Abschnitt in der Entwicklung von Gewerbe und Industrie in Hardheim markierte dann im Jahr 1909 die Gründung einer Ziegelfabrik an der Walldürner Straße: mit modernsten industriellen Produktionsanlagen zur Aufarbeitung des Lehms, einer Dampfmaschine zum Antrieb der Pressen und einem Tunnel-Ringofen wurden Biberschwanz- und Doppelfalzziegel hergestellt.

Die Arbeitskräfte – produziert wurde nur im Sommer – kamen zum großen Teil aus Italien.

Aber der Betrieb wurde schon nach wenigen Jahren – noch vor 1914 – wieder eingestellt.

1917 begann die zweite Etappe der Geschichte des Hardheimer Ziegelwerks: die Fränkische Nährmittel AG übernahm die Fabrik und nutzte die Anlagen zum Dörren von Obst und Gemüse, später zur Herstellung von Grünkernflocken, Mehl-, Grieß- und Haferflocken, Malzkaffee und Kaffee.

1958 wurde die Fränkische Nährmittelfabrik Hardheim AG in Gemeindeeigentum überführt – die Gemeinde übernahm das gesamte Aktienkapital der Gesellschaft, nachdem der Betrieb unrentabel geworden war.

1959 schließlich beginnt die dritte Etappe der ehemaligen Ziegelei: die Übernahme des Werks durch einen kunststoffverarbeitenden Betrieb spiegelt den Strukturwandel innerhalb der Industrie jener Jahre wieder, als neue Produktionsbereiche zusätzliche Bedeutung erlangten.

Exponattexte

H 40.5

Feierabendziegel; 16. – 18. Jahrhundert

Früher wurden häufig die letzten Ziegel der Tagesproduktion oder eines Brandes mit verschiedenen Ornamenten verziert – mit Schriften und Zeichen, Sonnen und Figuren.


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Orgelbau in Hardheim

Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts existiert in Hardheim eine Orgelbauerwerkstatt.

1886 übernahm Wilhelm Bader sen. diese Werkstatt – er baute unter anderem im Jahr 1894 die Orgel der Hardheimer Pfarrkirche St. Alban.

Seine Söhne Max Bader und Wilhelm Bader jun. unterhielten in Hardheim später zwei von einander unabhängige Betriebe – Max Bader bis 1955, Wilhelm Bader jun. bis 1960.

Eine dritte Orgelbauerwerkstatt entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Orgelbauer August Stöber eine eigene Orgelbaufirma in Hardheim gründete; mit seinem Tod 1956 wurde dieser Betrieb wieder aufgelöst.

Ende der fünfziger Jahre wurden die beiden Bader-Firmen schließlich von Hans-Theodor Vleugels übernommen – Max Bader war 1960 gestorben, Wilhelm Bader jr. schied 1960 aus dem Betrieb aus.

Die hier aufgebaute Orgel ist die letzte Orgel, die Wilhelm Bader jun. gebaut hat. Sie wurde von Hans-Theodor Vleugels – dessen Betrieb die Orgelbauertradition in Hardheim bis heute weiterführt – für das Museum erworben, restauriert und aufgestellt.